Pflegeleitbild
Menschen, die an einer demenziellen Erkrankung leiden, stehen in unserer Gesellschaft oft im Abseits. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, diesen Menschen einen Wohnort zu bieten, an dem sie mit ihrer Erkrankung so angenommen werden wie sie sind. Die menschliche Würde, die Individualität sowie die Selbstbestimmung eines jeden muss geachtet werden. Dies beinhaltet das soziale, kulturelle, gesellschaftliche und religiöse Erfahrungen berücksichtigt werden. Damit jeder Bewohner seine Gewohnheiten und seinen persönlichen Lebensstil so lange wie möglich beibehalten kann, legen wir besonderen Wert auf einen intensiven Informationsaustausch und eine enge Zusammenarbeit mit dessen Angehörigen und Bekannten.
Demenziell erkrankte Menschen sind häufig nicht mehr in der Lage, ihre Wünsche und Bedürfnisse oder ihr Leiden klar zu äußern. Deshalb ist ein offener Informationsaustausch mit den Angehörigen besonders wichtig. Angehörige können wichtige Informationen über die Gewohnheiten aus den vergangenen Jahren geben. Im Rahmen unserer Biographiearbeit werden diese Informationen schriftlich festgehalten.
Wir orientieren uns bei der Pflege und Betreuung der Bewohner an einem ganzheitlichen Menschenbild, dass den Menschen als Einheit von Seele , Geist und Körper versteht. Liegt in einem oder mehreren dieser Bereiche ein Defizit / eine Erkrankung vor, wird gemeinsam mit dem Betroffenen und / oder dessen Angehörigen nach einer Lösungsmöglichkeit gesucht. Barbara Messner entwickelte ein Modell zur ganzheitlich fördernden Prozesspflege. Diese beinhaltet ein Strukturmodell, welches die " Aktivitäten und existenzielle Erfahrung des Lebens (AEDL's) berücksichtigt.
Aus einem ganzheitlichen Verständnis heraus, wird nicht nur der Mensch, sondern auch seine Umgebung betrachtet. Die Umgebung ist eine wichtige, externe Komponente für Leben, Gesundheit und Wohlbefinden des Menschen. Auf der Grundlage des Pflegemodells von Barbara Messner wird im Rahmen des Pflegeprozesses eine geplante, zielgerichtete, individuelle Pflege, die immer der aktuellen Situation angepasst ist, durchgeführt. Ausgangspunkt des pflegerischen Handlungsprozesses sind die Bedürfnisse, Probleme und Fähigkeiten des pflegebedürftigen Menschen und ihre Auswirkung auf Unabhängigkeit und Wohlbefinden.
Anhand der AEDL's (Aktivitäten und Erfahrungen des Lebens) werden Einschränkungen und Pflegeprobleme nach deren Art und Ausmaß ermittelt. Ebenso werden durch Beobachtung und Befragung des zu betreuenden Menschen und dessen Angehörige noch vorhandene Ressourcen kenntlich gemacht.
Für eine qualitativ gute Pflege ist Kontinuität eine wichtige Voraussetzung. Kontinuität in der Pflege bedeutet, dass aktivierende - rehabilitative Pflege von allen im Pflegeteam gleichermaßen und kontinuierlich über einen abgestimmten Zeitraum hinweg durchgeführt wird. Regelmäßige Absprachen des Pflegeteams, aller an der Pflege und Betreuung beteiligter Personen sind zwingend erforderlich. Organisatorische / strukturelle Formen wie Bezugspflege und Pflege nach dem Pflegeprozess müssen Grundlage der täglichen Pflege und Betreuung sein.
Der Pflegeprozess bietet Kontinuität und Transparenz in der Pflegearbeit. Ressourcen und Gewohnheiten des Bewohners werden berücksichtigt und das soziale Umfeld wird soweit wie möglich mit einbezogen. Die Gesundheitsentwicklung des Bewohners wird aufgezeigt. Der Pflegeprozess dient der Sicherstellung und der Überprüfung der Pflegequalität. Ziel der Maßnahmen ist es, Fähigkeiten der Bewohner zu erhalten und zu fördern, körperliche Erkrankungen zu heilen oder zu lindern.
Bei der Ermittlung sowie der Durchführung der notwendigen Pflege, ist auf Zusammenhänge der verschiedenen AEDL's zu achten. Eine isolierte Betrachtung einzelner AEDL's kann zu einer Blockierung der Ressourcen führen und eine ganzheitliche Pflege verhindern.
Ergänzend zu dem aufgeführten Pflegemodell werden Therapiekonzepte, wie Realitäts- Orientierungstraining und Validation eingesetzt. Dies setzt eine ausführliche Biographiearbeit voraus.
Unser Ziel ist es, die Selbständigkeit und vorhandenen Ressourcen zu fördern und zu erhalten. Hierbei darf man jedoch nicht vergessen, das zum Leben auch das Sterben gehört. Mit fortschreitendem Alter, fortschreitender Erkrankung ist ein körperlicher und geistiger Abbau unaufhaltsam. Auch in diesem Lebensabschnitt werden wir den uns anvertrauten Menschen begleiten und ihm ein würdevolles Sterben ermöglichen.
Bad Münstereifel, Juli 2004